Bodenerosion
Bodenerosion (Bodenabtrag)
Als Bodenerosion werden die Prozesse der Ablösung, des Transportes und der Ablagerung von Bodenbestandteilen, die durch Eingriffe des Menschen ermöglicht wurden bezeichnet.
Unmittelbar ausgelöst wird Bodenerosion durch Regentropfen, die auf vegetationsfreie Oberflächen aufprallen (Regentropfenerosion), durch den nachfolgenden Abfluss auf der Bodenoberfläche (Wassererosion), durch starken Wind (Winderosion) oder durch den Abfluss auf der Bodenoberfläche beim raschen Tauen von wasserreichen Schneedecken. Bodenerosion durch Wasser wirkt flächenhaft (Flächenerosion) oder linienhaft (Rillenerosion). Während starker Niederschläge kann über wenige Minuten nahezu flächendeckend auf einem vegetationsfreien Hang Abfluss entstehen. Dabei können Bodenpartikel abgelöst und mit dem Abfluss flächenhaft oder in kleineren Rillen (< 10 cm Tiefe) auf der Bodenoberfläche transportiert werden. Die nächste Bodenbearbeitung beseitigt die lokalen Abfluss- und Abtragsspuren und ebnet die Bodenoberfläche wieder ein.
Flächenhafte Bodenerosion führt so zu einer allmählichen, ungleichmäßigen Tieferlegung ganzer Ober- und Mittelhänge. Viele schwache bis mäßig starke Abflussereignisse legen die Bodenoberfläche über Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte flächenhaft mm für mm tiefer. Die Langsamkeit der flächenhaften Bodenerosion, die auch als schleichende Bodenerosion bezeichnet wird und die Bodenfruchtbarkeit allmählich verringert, führt dazu, dass ihre Bedeutung oft unterschätzt wird. Bei extrem starken Niederschlägen führt das auf ackerbaulich genutzten Hängen in Abflussbahnen zusammenströmende Niederschlagswasser zur Einschneidung von tiefen Kerben und damit zu verheerender, linienhafter Bodenerosion.
Während natürliche Abtragungsprozesse (Erosion) nur auf den Flächen vorkommen, die auf natürliche Weise, also ohne Einfluss des Menschen, vegetationsarm sind, tritt Bodenerosion nur nach Eingriffen des Menschen in die Landschaft auf. In den gemäßigten Breiten schützten die Wälder die Bodenoberfläche nahezu vollständig vor natürlichen Abtragungsprozessen. Die Rodung der Wälder, die in Mitteleuropa vielerorts im Neolithikum, der Bronzezeit oder im frühen und hohen Mittelalter stattfand, ermöglichte erstmalig Bodenerosion in Mitteleuropa. In den auf die Rodungen folgenden Phasen, insbesondere der ackerbaulichen Nutzung, konnten in Zeiten mit sehr geringer oder fehlender Bodenbedeckung durch Pflanzen Bodenbestandteile verlagert werden. Seit dem frühen Mittelalter wurden in Deutschland ackerbaulich genutzte Hänge durchschnittlich um 50 cm tiefer gelegt. Da die einzelnen Standorte in Abhängigkeit der Umweltfaktoren Niederschlag, Relief, Substrat- und Bodeneigenschaften sowie der Nutzung unterschiedlich stark von Bodenerosion betroffen waren und sind, variiert das Ausmaß der Tieferlegung am Ober- und Mittelhang und der Ablagerung am konkaven Unterhang und in den Talauen von wenigen cm bis zu vielen m. Die Veränderung der Bodendecke hat so in den vergangenen Jahrhunderten zu Ertragseinbußen geführt und die Nutzung erschwert. In den immerfeuchten und wechselfeuchten Tropen und Subtropen ist die Niederschlagsintensität oft weitaus höher als in Mitteleuropa, die dortigen Standorte sind daher weitaus stärker von Bodenerosion betroffen. An vielen Standorten wurden die Böden in wenigen Jahrzehnten vollständig flächenhaft abgetragen, unfruchtbare Substrate gelangten an die Oberfläche, die agrarische Nutzung musste eingestellt werden.
Wenige Starkniederschläge können linienhafte Bodenerosion mit Extremschäden auslösen. Die von Gräben durchzogenen Äcker müssen definitiv aus der agrarischen Nutzung genommen werden. Schaden bewirkt Bodenerosion nicht nur dort, wo Bodenbestandteile abgetragen werden. Bodenbestandteile werden teilweise bis in Talauen und Vorfluter transportiert. Sie verändern dort den Bodenzustand und die Gewässerqualität durch belastende Nähr- und Schadstoffe (z.B. Pflanzenschutzmittel) negativ. Der Bodenschutz hat zum Ziel, Bodenerosion durch Wasser, Wind und Schneeschmelze durch geeignete Maßnahmen stark zu verringern oder vollständig zu vermeiden. Die wirksamste Bodenschutzmaßnahme ist eine ganzjährig vollständige Bedeckung der Bodenoberfläche mit schützender Vegetation.