Holstein-Warmzeit

Ist eine klimatostratigraphische Einheit des Pleistozän zwischen Elster-Kaltzeit und Saale-Kaltzeit im Range einer regionalen Stufe mit einer Zeitdauer, die gegenwärtig mit etwa 10 ka (1ka = 1000 Jahre) (320-310 ka b.p.) veranschlagt wird. Nach Jahresschichten-Zählungen wird eine Gesamtdauer der Warmzeit von 15-17 ka postuliert. Gelegentlich werden auch noch längere Zeiträume angegeben. Eine charakteristische Vegetationsentwicklung erlaubt eine sichere Einstufung und Korrelation. Lithofaziell typisch sind überwiegend kalkfreie und vielfach durch Fossilführung ausgezeichnete limnische, limnisch-fluviatile und fluviatile Sedimente, die vornehmlich in Rinnen, Exarationswannen und Toteislöchern nach dem Zerfall des Eises der Elster-Kaltzeit abgelagert wurden (Diatomeenerde-Schluffserien, Seekreide, Paludinenton, Silikat-, Kalk- und Tonmudden, Travertine, limnische Beckensande, fluviatile Kiessande, lokal Torfe, untergeordnet Kieselgur).

Darüber hinaus kommen im Bereich des Nordostdeutschen Tieflandes verbreitet auch marin-brackische Bildungen vor; ostwärts reichen sie bis ins östliche Vorpommern (Dargibell südlich Anklam), südwärts bis in den Raum Nauen/Ribbeckshorst westlich Berlin. Diese marin-brackischen Sedimente spiegeln den mit einem Klimaoptimum verbundenen bedeutenden Meeresspiegel-Anstieg wieder.

Die Mächtigkeit der Ablagerungen der Holstein-Warmzeit kann auf ostdeutschem Gebiet annähernd 100 m erreichen (Bohrung Granzin bei Hagenow/Südwestmecklenburg). Die Untergrenze wird palynostratigraphisch durch den Übergang von subarktischen (spätelsterzeitlichen) zu borealen Verhältnissen (Beginn der Birkenzone) bestimmt. Im ostdeutschen Raum wurden im Hangenden elsterzeitlicher Ablagerungen mehr als 50 Vorkommen der Holstein-Warmzeit nachgewiesen (u.a. zutage tretend als Ergebnis saalezeitlicher Aufstauchungen bei Pritzwalk, Nennhausen sowie westlich Eisenhüttenstadt). Der Ablagerungsraum erstreckte sich von Westmecklenburg über die Prignitz, die Altmark, das Havelland, den Großraum Berlin-Potsdam bis an die Oder und Neiße zwischen Eisenhüttenstadt und Guben. Die generelle südliche Begrenzung dieser flächenhaften holsteinzeitlichen Sedimentationsräume bildeten der Fläming sowie der größte Teil des heutigen Altmoränengebietes der Niederlausitz als elsterzeitlich geprägte Hochflächen. Einzelvorkommen sind noch weit im Süden, im Bereich des nördlichen und westlichen Thüringer Beckens (Erdeborn, Sangerhausen, Amsdorf, Geiseltal, Bilzingsleben, Mühlhausen), sowie Nordsachsens (Wölkau, Wildschütz, Rossendorf) nachgewiesen worden. Am Ende der Warmzeit waren große Teile der limnischen bis limnisch-fluviatilen Sedimentationsräume nur unvollständig verfüllt, so dass sich die Sedimentation unter den kaltzeitlichen Bedingungen des Saale-Frühglazials lokal fortsetzte. Die Grenze zwischen Holstein-Warmzeit und Saale-Frühglazial liegt vielfach innnerhalb einer Folge von Ton- und Schluffmudden und kann daher nur auf der Grundlage pollenanalytischer Kriterien festgelegt werden. 

Quelle: FRANKE, D. (2009): Regionale Geologie von Ostdeutschland – Ein Wörterbuch. – Homepage www.regionalgeologie-ost.de 

ueberarbeitet?: 
ja