Objekt

E object,

Gegenstand, materielles oder ideelles Phänomen der Realität, wie es vom Subjekt wahrgenommen und gedanklich verarbeitet wird. In der Philosophie existieren unterschiedliche Auffassungen über den Inhalt des Terminus Objekt (im Idealismus, Materialismus usw.). In der Informatik findet der Objektbegriff als Dateneinheit vielfältige Verwendung (Datenobjekt, Datenbankobjekt). In den Geowissenschaften und der Geoinformatik ist ein Objekt (Geoobjekt) eine Zusammenfassung von georäumlichen Daten (Attributen), die eine logische Einheit bilden und die in der Realität materiell oder gedanklich eine Entsprechung haben können.

In der Kartographie wird der Objektbegriff unterschiedlich verwendet. So ist ein Kartenobjekt eine logische Einheit, in der georäumliche Daten (Attribute) zusammengefasst sind, die in der Karte durch ein Zeichen repräsentiert werden. Kartenobjekte werden häufig aus Geoobjekten abgeleitet und verfügen mindestens über ein geometrisches und ein inhaltliches (substantielles) Attribut. Erkenntnis- und zeichentheoretisch spielt der Objektbegriff bei der Differenzierung von Zeichen-Bedeutungen eine wichtige Rolle. Geometrisch werden Objekte in der Karte durch ihren individuellen Grundriss abgebildet, der allerdings bei kleiner werdendem Maßstab hinsichtlich seiner Dimension und seiner Form als Merkmalklassen abstrahiert wird (quadratisch, gerade usw.). Inhaltlich werden Objekte i. d. R. durch Merkmale der zugehörigen Klasse repräsentiert, also z. B. durch die Merkmale der Klasse Wald und nicht durch individuelle Merkmale der jeweils repräsentierten Waldfläche. Dies unterscheidet u. a. Karten von photographischen Aufnahmen, in denen tatsächlich eine reale Sicht von Objekten repräsentiert wird.

Eine Ausnahme in Karten bilden Objekte, von denen tatsächlich die individuelle inhaltliche Struktur (häufig der Aufriss) als Individualbegriff durch ikonographische Zeichen abgebildet wird (z. B. ein exponiertes Gebäude wie das Brandenburger Tor). Erkenntnistheoretisch werden allerdings in Karten nicht Strukturen realer Objekte oder Klassen, sondern deren gedanklichen bzw. modellhaft abgeleiteten invarianten Merkmale in Form von Begriffen repräsentiert. In bestimmten Anwendungsbereichen, wie im Bereich der raumbezogenen Orientierung und Navigation, muss bei der Arbeit mit Karten daher ein gedanklicher Abgleich zwischen vorgefundenen realen Objekten und in der Karte, auf Grundlage von inhaltlichen begrifflichen Klassenmerkmalen repräsentierten Objekten erfolgen.

Quelle und ausführliche Informationen: BOLLMANN ET.AL. (2002):Lexikon der Kartographie und Geomatik. - SPEKTRUM AKADEMISCHER VERLAG. ISBN: 382741136X

ueberarbeitet?: 
ja