Foraminiferen

Foraminiferida, Kammerlinge, eine Klasse der Rhizopoda (Wurzelfüßer).

Es handelt sich um eine Gruppe formenreicher, überwiegend mariner Einzeller. Foraminiferen sind schalentragende Amöben, die mit ihren Nahrungsvakuolen direkte Phagocytose ausführen können. Das Cytoplasma ist von einem Außenskelett umgeben. Dieses kann einkammerig oder mehrkammerig ausgebildet sein und besteht aus organischer Grundsubstanz (Tektin) mit eingelagerten Calciumverbindungen (hauptsächlich Calcit, selten Aragonit), Fremdkörpern, kleinen Steinen oder Silicaten. Bei den mehrkammerigen Gehäusen sind die Kammern durch Septen getrennt. Die Anfangskammer wird als Proloculus bezeichnet. Im Zuge eines Generationswechsels treten bei Foraminiferen von ein und derselben Art häufig mindestens zwei in der Gehäusegestalt unterschiedliche Typen (Dimophismus) auf.

Ein megalosphärisches Gehäuse (= A-Form) kennzeichnet ein ungeschlechtlich reproduziertes Individuum mit haploidem Gensatz ( = Gamont), das durch eine große Anfangskammer und ein kleines Gehäuse mit wenigen Kammern gekennzeichnet ist.

Das mikrosphärische Gehäuse ( = B-Form) ist charakteristisch für ein geschlechtlich reproduziertes Individuum mit entsprechend diploidem Gensatz (Schizont), das durch eine kleine Anfangskammer und ein großes, vielkammeriges Gehäuse gekennzeichnet ist.

Ordnung Textulariida: a) Saccammina, b) Textularia; Ordnung Miliolida: c) Quinqeloculina;

Quelle: ©Lexikon der Geowissenschaften 2001

Foraminiferen leben zwar überwiegend im marinen Milieu. Die benthonisch lebenden Foraminiferen sind teils sessil, teils vagil. Sie leben im und auf dem Boden und an Wasserpflanzen. In Riffen können Foraminiferen durch Zementation ihres Gehäuses auf dem Substrat zur Festigung des Riffgerüstes und zur Bindung des Sediments beitragen. Kalkschaler dominieren in warmen Klimazonen, Sandschaler-Assoziationen sind dagegen für kühleres und/oder tieferes Wasser typisch. Eine Verschlechterung von Lebensbedingungen spiegelt sich bei vielen Kalkschalern in Zwergenwuchs und einer zunehmenden Unterdrückung von Oberflächenskulptur wieder. Da die verschiedenen Arten Änderungen der Umweltfaktoren (Licht, Salinität, Substrat, Wasserenergie etc.) unterschiedlich tolerieren, eignen sich Foraminiferen-Vergesellschaftungen als gute Faziesindikatoren. Seit dem Altpaläozoikum treten Foraminiferen sehr häufig auf und sind dabei gelegentlich gesteinsbildend. In den pelagischen Ablagerungsräumen sind planktonische Foraminiferen wichtig, z.B. Globotruncanen-Kalke in der Oberkreide, Globorotalien-Kalke im Tertiär, Globigerinen-Schlamm im Tertiär und rezent. Besondere Bedeutung kommt in den Flachschelfgebieten den Großforaminiferen zu, z.B. Fusulinenkalke im Karbon/Perm, Orbitolinen-Kalke in der Unterkreide sowie Alveolinen- und Nummulitenkalke im Alttertiär.

Als stratigraphische Leitfossilien sind einige Großforaminiferen-Gruppen (seit dem Jungpaläozoikum) und seit der Kreide die planktonischen Foraminiferen wichtig. Kriterien für die Taxonomie der Foraminiferen sind Baumaterial der Schale, Lage und Skulptur der Gehäusemündung, Zahl, Form und Größe der Kammern sowie Skulptur des Gehäuses.

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