Seekarte
E chart, nautical chart,
spezielle, auf die Anforderungen der Navigation in der Seeschifffahrt zugeschnittene Karte oder für diese Zwecke entwickelte Datenbasis, die amtlich von einem hydrographischen Dienst oder einer anderen relevanten staatlichen Behörde herausgegeben wird. Seekarten enthalten sämtliche zur Navigation notwendigen Angaben wie z. B. vorgeschriebene oder empfohlene Schifffahrtswege, Gebiete mit Schifffahrtsbeschränkungen, auf Seekartenull bezogene Wassertiefen, Unterwasserhindernisse, feste und schwimmende Seezeichen, Leuchtfeuer, Offshore-Anlagen, Angaben zu Gezeiten und Strömungen und zur Beschaffenheit des Seegrundes. Im Gegensatz zu den wissenschaftlichen Zwecken dienenden bathymetrischen Karten geben Seekarten jedoch die Topographie des Meeresbodens nur grob und nur insoweit wieder, wie für die Zwecke der Navigation erforderlich. In flachen Seegebieten ist die Darstellung der Tiefen darüber hinaus so bearbeitet ("shoal biased"), dass auch bei außergewöhnlich niedrigen Wasserständen noch eine Sicherheitsspanne bleibt. Außer in polnahen Regionen werden die Seekarten fast ausschließlich im Mercatorentwurf dargestellt. In der Papierform haben die Seekarten Formate bis DIN A0.
Quelle: ©http://www.club-nautic.de
Der Maßstab einer Seekarte richtet sich nach der Art der Navigation, für die die Seekarte bestimmt ist, nach der natürlichen Beschaffenheit des darzustellenden Gebietes und der vorhandenen Informationsmenge. Als Regel gilt: Ozeankarten (1 : 5 Mio.), Übersichtskarten (1 : 5 Mio. bis 1 : 1,5 Mio.), Fahrt auf See und Landansteuerung (1 : 1,5 Mio. bis 1 : 750 000), Küstenfahrt (1 : 750 000 bis 1 : 100 000), Hafenansteuerung und schwierige, überfüllte Küstengewässer (1 : 100 000 bis 1 : 50 000), Hafen, Ankerplatz und enge Durchfahrten (1 : 50 000).
Seekarten werden heute weltweit überwiegend nach den Richtlinien und Spezifikationen der International Hydrographic Organization (IHO) bearbeitet. Der Aufbau der weltweiten International Chart Series der IHO hat neben einer Vereinheitlichung der Seekartendarstellungen auch eine Arbeitsteilung der hydrographischen Dienste zum Ziel. Die Seekarten bilden mit Seebüchern (Seehandbuch, Leuchtfeuerverzeichnis, Nautischer Funkdienst) und den Nachrichten für Seefahrer (NfS) bzw. Notice to Mariners (NtMs) ein einheitliches nautisches Informationssystem. Seekarten und Seebücher müssen ständig nach den neuesten NfS bzw. NtMs aktualisiert werden (Seekartenberichtigung). Die Ausrüstung mit aktuellen Seekarten und Seebüchern ist der Seeschifffahrt durch das internationale Übereinkommen "Safety of Life at Sea" vorgeschrieben.
In digitaler Form werden Seekarten amtlich als "Electronic Navigational Charts" (ENC) herausgegeben und über einen amtlichen Berichtigungsdienst aktuell gehalten. ENCs in Verbindung mit einem baumustergeprüften ECDIS erfüllen die Ausrüstungspflicht der Seeschifffahrt mit aktuellen Seekarten (Seekartographie).
Quelle: Lexikon der Kartographie und Geomatik.